In einer Zeit, in der der Sinn des Lebens darin zu bestehen scheint, immer glücklich und im Reinen mit sich selbst zu sein, blenden wir sie gerne aus oder umschiffen sie möglichst, die Frustration. Wenn es darauf ankommt, das eigene Dasein möglichst gut aussehen zu lassen, vor allem auf dem Foto, dann hat sie eben so gar keinen Platz, die ungeliebte und bedrohliche Frustration.

Ohne sie geht es aber leider nicht, es kann keine Tiefe entstehen, keine Weiterentwicklung und eben auch keine Selbstakzeptanz.

Daher ist es eigentlich nicht weiter überraschend, dass der bahnbrechendste Paradigmenwechsel im Laufe der Kindergartenzeit meiner Söhne für mich folgender war:

Frustration ist gesund und nötig. weiterlesen

Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen meinem Großen gegenüber.

Es überkommt meistens dann, wenn der Kleine ungestört mit seinen Baufahrstellenfahrzeugen vor sich hin spielt, er ermahnungsfrei rasend schnell die Straße hinunterläuft, er so vieles selbst ausprobieren und machen darf, weil wir es z.B. schon lange aufgegeben haben, unsere Wohnung allzeit vorzeigbar zu halten, oder wenn er in Interaktion mit seinem großen Bruder elterneinmischungsfrei streitet.

Ich wünschte, ich hätte, als mein Erstgeborener damals auf die Welt kam, schon gewusst, was ich heute weiß. weiterlesen

 

In meiner Umgebung grassiert derzeit der Scheidungsvirus. Paare, von denen man dies nie erwartet hätte, stellen für mich Außenstehende plötzlich fest, dass sie alleine weniger allein sind als in der Paarbeziehung. weiterlesen

Als ich klein war, wollte ich nie ein Junge sein. Ich fand es überhaupt nicht erstrebenswert, zu haben, was die haben, weder körperlich noch emotional.

In meiner Gymnasialzeit habe ich mich ideologisch zur glühenden Fürsprecherin aller ungerecht Behandelten und Unterdrückten gemausert, seien es Arme, Schwarze, Juden, Kranke oder eben auch Frauen, um nur einige zu nennen. Mein Feindbild war der arrogante, weiße, alte Patriarch.

Trotzdem habe ich wie selbstverständlich an das Mantra aller jungen Frauen meiner Generation geglaubt. weiterlesen

Früher, d.h. bevor wir Kinder hatten, haben mein Mann und ich Reisen gemacht, bei denen wir etwas von der Welt gesehen haben. Wir haben Land und Leute kennen gelernt, oft auch weit weg. Unser erster gemeinsamer Urlaub vor gut 21 (!) Jahren ging nach Marokko, und nie werde ich unseren zweiwöchigen Aufenthalt auf Bali 12 Jahre später vergessen, wo wir zusammen mit unserem Fahrer Komang und dem Reiseführer Johannes als Kleeblatt die ganze Insel erkundet haben. Es war eine der schönsten Reisen meines Lebens. Mich haben die Einstellung der Menschen dort, die Natur, der Hinduismus, unsere wunderschönen Unterkünfte, die Vielfältigkeit der Insel so sehr beeindruckt, und ich habe mich uneingeschränkt wohl – und sehr verliebt – gefühlt. Wir haben viel gelernt – Johannes, einer der wenigen Christen auf Bali, hat uns sogar Schach richtig beigebracht.

Seit mehreren Jahren machen wir nun Cluburlaub. weiterlesen

Ich mache meinen Job gut.

Ich bin kompetent, professionell, habe in meinem Spezialgebiet, das unheimlich breit gefächert ist, und dabei echt tief in die Tiefe geht, ziemlich viel gesehen und erlebt, anfangs auf externer Beraterseite und seit gut 10 Jahren im Personal bei und für verschiedene Firmen. Ich weiß die verschiedenen Charaktere meiner Kunden und neudeutsch meiner „Stakeholder“ zu nehmen, und fühle mich und meine Arbeit – mal ganz abgesehen vom Frust und ganz normalen Wahnsinn, die jeden Berufstätigen von Zeit zu Zeit einholen, – geschätzt. Das gibt mir ein gutes Gefühl.

Und ich war auch wirklich zufrieden und glücklich, dass ich nach meiner zweiten Elternzeit in mein altes Fachgebiet wiedereinsteigen konnte in Teilzeit und mit zwei Kindern.

Ich war es uneingeschränkt bis zu dem Moment, in dem einer meiner Lieblingskollegen aus Argentinien mir eher im Spaß bei einem geselligen Beisammensein den Satz zuwarf „ Wir sind froh, dass Du wieder da bist, aber Du musst raus aus Deiner Komfortzone!“. weiterlesen