Früher, d.h. bevor wir Kinder hatten, haben mein Mann und ich Reisen gemacht, bei denen wir etwas von der Welt gesehen haben. Wir haben Land und Leute kennen gelernt, oft auch weit weg. Unser erster gemeinsamer Urlaub vor gut 21 (!) Jahren ging nach Marokko, und nie werde ich unseren zweiwöchigen Aufenthalt auf Bali 12 Jahre später vergessen, wo wir zusammen mit unserem Fahrer Komang und dem Reiseführer Johannes als Kleeblatt die ganze Insel erkundet haben. Es war eine der schönsten Reisen meines Lebens. Mich haben die Einstellung der Menschen dort, die Natur, der Hinduismus, unsere wunderschönen Unterkünfte, die Vielfältigkeit der Insel so sehr beeindruckt, und ich habe mich uneingeschränkt wohl – und sehr verliebt – gefühlt. Wir haben viel gelernt – Johannes, einer der wenigen Christen auf Bali, hat uns sogar Schach richtig beigebracht.
Seit mehreren Jahren machen wir nun Cluburlaub. Ursprünglich aus der Hoffnung heraus, dass sich unser Ältester möglichst oft und möglichst lang im Miniclub vergnügen würde, damit seine Eltern auch mal wieder Zeit zu zweit hätten oder auch einfach nur einmal faul in der Sonne herumliegen könnten. Diese Hoffnung erwies sich als Trugschluss. Der Erstgeborene hatte einfach keine Lust auf animierte Freizeit – wir wissen ja eigentlich, von wem er es hat… .
Trotzdem sind wir dem Cluburlaub treu geblieben, möglichst all inclusive. Aus einem kulturellen und erlebnisorientierten Blickwinkel ist das der Alptraum eines jeden Weltenbummlers, zugegeben, aber soll ich Euch etwas sagen? Ich erhole mich wirklich selten so gut, wie in diesen ein bis zwei Wochen erkaufter, absoluter Bequemlichkeit.
Kein Kind quengelt, weil es Hunger oder Durst hat – die nächste Pommes mit Ketchup, das nächste Eis oder der nächste Hot Dog sind nur einen Steinwurf entfernt. Das klappt umso besser, als jeder in der Familie weiß, dass für unsere Zeit im Wunderclubland so gut wie alle gesunden Ernährungsregeln aufgehoben sind, sogar Spezi ist erlaubt!
Keiner von den Erwachsenen muss kochen, aufräumen oder sich sonst um irgendwelche organisatorischen Dinge kümmern. Die größte Anforderung ist noch alles „Notwendige“ für den Strandbesuch dabei zu haben. Ansonsten setzt man sich an den gedeckten Tisch zu geregelten Zeiten, d.h. eigentlich immer, und der Zimmerservice räumt einem alles auf und hinterher.
Ich persönlich möchte mittlerweile auch auf die animierte Wassergymnastik einmal täglich nicht mehr verzichten. Es gibt sie überall, es macht Spaß und hilft, das schlechte Gewissen zu beschwichtigen, weil ich mal wieder den zahlreichen Köstlichkeiten, in der Regel reichlich in Buffetform dargeboten, nicht widerstehen konnte. Außerdem – ich traue es mich fast nicht zu sagen – liebe ich inzwischen die Abendshows, die in solchen Anlagen unvermeidlich sind. Livemusik mit einem Aperol Spritz in der Hand ist etwas Tolles! Endlich kann man auch mal wieder tanzen, selbst, wenn es dem Großen peinlich ist, und die Beatlesrevivalband hat sogar ihm gefallen.
Für den kleinen Bruder sind wir guter Hoffnung, dass er beim diessommerlichen Urlaub auch den Miniclub ausprobiert und zu schätzen wissen wird… Der Große geht immer noch nicht hin. Glücklicherweise findet sich in der Regel aber das ein oder andere ebenfalls eigensinnige Kind, mit dem er große Teile seiner Zeit verbringt, und je älter er wird, umso weniger gesehen ist.
Einmal in der Woche schleife ich ihn aber mit auf eine Tagestour, damit er sich mit mir vorzugsweise Ruinen und auch ein wenig das Leben und die Umwelt außerhalb des Sorglosparadieses anschaut – ein bisschen Kultur muss sein!