Ganz schön spät für einen Dekadenrückblick, aber das neue Jahrzehnt hat mich im Sturm in einen hektischen Alltag zurückkatapultiert … Wahnsinn, wie schnell so ein Jahrzehnt zu Ende geht und ein neues beginnt!
Nichtsdestotrotz oder vielleicht gerade deswegen ist es Zeit für mich, inne zu halten und zu reflektieren, denn Reflexion ist meiner Meinung nach niemals überbewertet.
Die 10er-Jahre kann ich rückblickend als die weichenstellenden Jahre meines Lebens bezeichnen. Vielleicht geht es ja vielen von Euch wie mir.
Wir sind vom Paar endgültig zur Familie geworden.
Ich war im letzten Jahrzehnt zweimal in Elternzeit, habe zweimalig den Wiedereinstieg ins Berufsleben gemeistert mit allem, was dazu gehört, inklusive Kitaeingewöhnungen – die erste schrecklich, die zweite easy peasy, beim ersten Mal Vollzeit, beim zweiten Mal Teilzeit. Zweimal Laufenlernen, zweimal Trotzalter, unzählige Kindergeburtstage, unzählige Kinderkrankheiten, Dinosauriernamen lernen und wiederholen, Baustellenfahrzeuge lernen und wiederholen – gleich und doch ganz anders bei zwei so unterschiedlichen Charakteren und energetisch doch so ähnlich. Eine Einschulung haben wir gefeiert, die erste Abnabelung unseres Großen begleitet, Chaos, Herausforderungen und Segen der Grundschule erfahren, bevor wir nun in einer vorpubertären Phase angekommen sind.
Wir haben unseren Lebensmittelpunkt vom Süden zurück in den Norden verlegt, uns entschieden, kein Haus zu kaufen, haben unser Leben organisiert, nachdem die zwei Wunder es komplett umgekrempelt haben. Oft frage ich mich, was wir vorher mit all der Zeit gemacht haben. Wir haben uns für den Weg gleichberechtigter Partner in Teilzeit entschieden – ein gemischtes Doppel im Spagat zwischen Familie und Berufsleben.
A propos Berufsleben – es fällt mir schwer zu bestimmen, wie viele Umstrukturierungen ich mitgemacht habe, wieviele neue Kollegen ich begrüßt und wieviele langjährige ich verabschiedet habe. Stetig bleibt der Wandel … Mein Job macht trotz aller Höhen und Tiefen immer noch Spaß und ist interessant geblieben. Die Welt wandelt sich und Aufgaben auch. Allerdings bemerke ich bei mir die Tendenz, nicht mehr jede Veränderung ernst zu nehmen und schon gar nicht jede Autorität …
Andererseits nehme ich in der Welt einen großen Wandel wahr, vielleicht auch nur Rückschritte, verpackt als etwas Neues – Rückbesinnung auf Nationen, was in einer globalen Welt für mich geradezu lächerlich erscheint, aber für viele eben auch nicht. Das ängstigt mich. Als Freund der Reflexion habe ich die Vergangenheit nicht vergessen.
Was mich freut und mir Hoffnung macht, ist die Gegenströmung der Sorge um unseren Planeten. Dass die Jugend (wieder) auf die Straße geht, erleichtert mich. Am Ende ist Idealismus stark – oder anders gesagt, kann sich niemand auf Dauer dem verschließen, was einfach richtig ist, auch wenn eine Übermacht wirtschaftlicher Interessen dagegen sprechen mag.
Was werden die neuen 20er bringen?
Persönlich und privat stehen eine weitere Einschulung in die Grundschule und zwei in weiterführende Schulen bevor, zwei Pubertäten – oh mein Gott! -, ein Schulabschluss, ggf. ein Auszug, weitere Midlife-Krisen … den Rest lasse ich auf mich zukommen…
Es wird irgendwann mehr Zeit sein, sich Beruf und Paarbeziehung zu widmen – mal sehen, was wir daraus machen.
Politisch wird die Welt hoffentlich wieder vernünftiger und wird den großen Knall, in den die 20er des letzten Jahrhunderts gemündet haben, nicht brauchen – das wünsche ich mir zumindest!
Naja, und ich selbst bleibe hoffentlich ruhend in mir selbst, aber kritisch – was will man mehr?
Wir bleiben in Kontakt! Habt ein gutes, neues Jahr!
Eure VME