Gleich Freitag dem 13. in der Antike schon als Unglückstag stigmatisiert, zeichnet sich der 1. April seit dem 17. Jh in unseren europäischen Breitengraden und später von europäischen Auswanderern mitgebracht, auch in Nordamerika dadurch aus , dass wir mit unseren Mitmenschen an diesem Tag ganz offiziell Schabernack treiben dürfen und sie durch kleine Streiche und Lügengeschichten in den April schicken dürfen. Aufgelöst wird der Scherz dann durch den Ausruf „April, April“.

Meine Oma hatte immer eine diebische Freude daran, andere zu veralbern. Mit Vorliebe kündigte sie mir an diesem Tag das Ausfallen der Schule, Anrufe des Chefs, in denen verlängerter Urlaub versprochen wurde, oder einen Lottogewinn an.

Ich stöbere an diesem Tag auch gerne in den Nachrichten auf der Suche nach Aprilscherzen. Früher wurde man bei Meldungen wie „fliegende Pinguine gesichtet“ oder “ Einführung des Burgers für Linkshänder“ fündig.

Heutzutage gibt es leider immer mehr Weltgeschehen, dass man vor einigen Jahren ganz eindeutig dem Bereich der Fantasie zugeordnet hätte, welches nun aber traurige Realität geworden ist.

Die zu errichtende Mauer in Mexiko fällt mir in diesem Zusammenhang ein, aber auch der Brexit, dass man der Deutschen beliebtestes Urlaubsziel, die Türkei, aus Angst vor Festnahmen, aber auch aus moralischen Gründen faktisch nicht mehr bereisen kann und will, der Rechtsruck, der durch Europa geht, die Mieten in deutschen Großstädten…

Wenn die Welt den ersten April aber einholt und quasi ad absurdum führt, dann kann man ihn m.E. gleich abschaffen.

Ich jedenfalls habe mir vorgenommen, mich an diesem Brauch erst dann wieder zu beteiligen, wenn Donald Trump die zweite Amtszeit verwehrt wird, die AfD als Auffangbecken rechter Bedenkenträger und Fanatiker nicht mehr die 5% Hürde erklimmt, die Schere zwischen arm und reich wieder mehr zusammenschnappt, und Topmanager für ihre grob fahrlässigen Fehlentscheidungen und ihre Profitgier keine Weglobboni mehr kassieren, sondern zur Verantwortung gezogen werden.

Da mag der ein oder andere einwenden, dass ich mit diesen Vorgaben schon ganz gute Scherze gemacht habe – aber mir ist es bitterernst.

Traditionell treffe ich mich im Januar mit meinen Freundinnen seit und aus Unizeiten zum Wellnesswochenende in Regensburg, wo wir Ende der 90er/ Anfang der Nullerjahre alle zusammen studiert, gefeiert und Freud und Leid geteilt haben.

Die meisten meiner Mädels sind, wenn auch nicht in Regensburg, so doch zumindest in Bayern geblieben, während ich gebürtige Bayerin und Nord – Süd – Nordlebende seit einer ganzen Weile in einer großen, deutschen Hansestadt ansässig bin.

Da die Hauptstadt der Oberpfalz (noch) keinen Flughafen hat, und ich die ganze Strecke ungern allein mit dem Auto fahren will, ist das Transportmittel meiner Wahl für diesen Anlass die deutsche Bahn.

Auf die etwa sechsstündige Zugfahrt freue ich mich meistens sogar, weil sich mir hier die selten gewordene Gelegenheit bietet, die Süddeutsche Zeitung von Anfang bis Ende zu durchschmökern.

Für die Hinfahrt mit Milchkaffee, Croissant und eben der Süddeutschen gerüstet, machte ich es mir auf meinem Platz gemütlich und fing nach fahrplanmäßiger Abfahrt um 7.47 Uhr mit Seite 1 des Politikteils an.

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