Es ist wieder so weit – die Vöglein singen, die Blüten sprießen, die Bäume schlagen aus und allerorten bemühen sich noch nicht einmal Volljährige, die allgemeine Fachhochschulreife zu erlangen.

Wir Mittelalterliche blicken teils wehmütig, teils erleichtert, teils neidisch auf die Zeit zurück als wir selbst so jung waren, das Leben noch vor uns hatten – voller Träume, voller Ideale, aber auch voller Selbstzweifel und Unsicherheiten.

…dann kann ich nur noch den Kopf schütteln bis zur Nackenstarre.

Um uns vom Diktator Putin energetisch unabhängiger zu machen, reist unser Wirtschaftsminister, promovierter Philosoph, ausgerechnet nach Katar, um für eine langfristige Partnerschaft zu werben.

Zur Erinnerung:

Katar ist der Staat, der nur die wahren Staatsbürger (20% der Gesamtbevölkerung) an Wahlen teilnehmen lässt. Die 80% ausländische Arbeiter dürfen das nicht. Die werden brutal ausgebeutet und drangsaliert. Allerdings sind politische Parteien ohnehin verboten, und regiert wird das Land in Form absoluter Monarchie.

Katar ist das Land, in dem Homosexualität noch immer eine Straftat ist, mit Gefängnis bestraft und dem Gesetzeswortlaut nach unter Todesstrafe gestellt ist.

Wenn in Katar eine Frau eine Vergewaltigung anzeigt, dann muss sie damit rechnen, wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs zu einer Gefängnisstrafe verurteilt zu werden. Vergewaltigung in der Ehe gibt es schon begrifflich nicht. Im Gegenteil, der Ehemann kann die Frau als „ungehorsam“ verklagen, wenn sie ihm den Sex verweigert, aber auch wenn sie arbeiten oder verreisen möchte.

Ach ja, und dann steht Katar im starken Verdacht radikale, islamistische Gruppierungen zu unterstützen.

Für die Mission von Herrn Habeck bzw. unseres deutschen Staates erscheint mir der Begriff „vom Regen in die Traufe“ unzureichend. Ich würde eher von der Wahl zwischen Pest und Cholera sprechen. Wollen wir uns denn wirklich von der einen Abhängigkeit von einem unberechenbaren Ideologen in die nächste Abhängigkeit von einem durch und durch undemokratischen, Menschenrechte offen verachtenden Staatsgebilde begeben?

Ich habe auch keine Lösung für die Energiewende, für Energieknappheit und Wirtschaftsrisiken, aber das kann doch jetzt wirklich nicht der Weisheit letzter Schluss sein! Da würde ich, überspitzt gesagt, ja noch lieber weiter Braunkohle verheizen.

Vielleicht sollte unsere Regierung, vor allem auch Herr Habeck sich in Erinnerung rufen, was per Definition ein jeder Staat ist:

  • Ein von Grenzen umgebendes Territorium (Staatsgebiet)
  • Eine auf diesem Gebiet herrschende Staatsgewalt
  • eine auf dem Staatsgebiet ansässige Gruppe von Menschen, das Staatsvolk, also wir!

Ich bin froh, klare Worte wiedergefunden zu haben.

Ich bin keine Mehrheit. Ich bin ich. Aber für Herrn Steinmeier bin ich still.

Ich bin doppelt geimpft und einfach geboostert, trage zum Einkaufen, Zugfahren, im Wartezimmer, im Museum und beim Eintreten ins Restaurant eine FFP2 Maske und achte darauf, dass auch meine Kinder das tun.

Dass mir täglich noch immer Inzidenzzahlen in immer schwindelerregender werdenden Höhen mahnend um die Ohren gehauen werden, ärgert mich. Hatte man sich nicht längst darauf geeinigt, dass die Inzidenz mit Einzug der Omikronvariente als Variante Nummer 1 gar nicht mehr aussagekräftig ist, sondern vielmehr, wie ausgelastet unsere Intensivstationen und Krankenhäuser sind?

Wenn die Inzidenz noch das Maß aller Messungen wäre, was sagt es dann über einen Staat aus, der einst bei Erreichen der Hundertermarke ein ganzes Land monatelang im Lockdown still legte, und jetzt bei der zehnfachen Zahl darüber diskutiert, ob geimpft und/oder getestet ausreichend ist? Damit will ich nicht propagieren, dass wir wieder den totalen Stillstand herbeiführen sollten, sondern im Gegenteil, dass wir mit dieser anderen Variante jetzt vielleicht einfach mal leben müssen, dass die, wie andere Krankheiten auch, eben mal zum allgemeinen Lebensrisiko dazu gehört, dass wir keine Angst haben sollten, zu einer, wenn auch etwas anderen, Normalität zurückzukehren.

Ich halte es für falsch, dass unsere Kinder weitest gehend vom sozialen Leben, Sport und Gemeinschaft ferngehalten werden. Die Stümperhaftigkeit und offensichtliche Ratlosigkeit der Regierenden macht mich wütend. Was heißt es denn, wenn man jetzt Quarantänezeiten für systemrelevante Berufe verkürzt? Dass Feuerwehrmänner, Ärzte oder Mitarbeiter des Wasserwerks schneller wieder genesen oder weniger anfällig sind? Dass wir als Gesellschaft sie weniger schützen können, und die Gesundheit dieser Menschen daher weniger schutzwürdig ist, weil wir sie brauchen? Oder, dass die Quarantäne unter bestimmten Bedingungen für alle verkürzt werden könnte?

Ich bin rational, will mir aber keine Angst machen lassen.

Ich bin es leid, dass man bei jeglicher Kritik an Regierungsmaßnahmen sofort in die rechte Ecke gestellt wird. Daher wäre mir auch eine (nicht anonyme) Umfrage viel lieber, als auf die Straße zu gehen. Dann könnte Herr Steinmeier nach meiner Meinung fragen, wenn die ihn denn wirklich interessiert.

Denn im häuslichen und gesellschaftlichen Diskurs wird Corona bald den Stellenwert von Religion oder politischer bzw. sexueller Orientierung erhalten. Da sprechen wir lieber nicht drüber, da kommen wir nicht zusammen. Ich mag Dich trotzdem.

Es war ein sehr dichtes Jahr, so gesteckt in seiner Dichte, dass ich immer noch damit beschäftigt bin, es zu entwirren. Die roten Fäden habe ich längst erkannt, auch sie spinnen ein Netz, schlängeln sich nicht einfach nur hier und da durchs Dickicht.

2021 war ein Jahr der Veränderung. Wir sind aus der Mietwohnung in der Großstadt ins Eigenheim auf dem Land umgesiedelt. Unser kleiner Sohn wurde eingeschult, schon das allein ein großer Schritt, und nun musste er sogar noch seine Siebenmeilenstiefel anziehen, um in einer komplett fremden Umgebung einigermaßen hinterher zu kommen. Die Stiefel passen nicht ganz, sind ein paar Nummern zu groß. Wir werden gemeinsam herausfinden, wo der Schuh drückt.

Beruflich bin ich Teil der vierten Umstrukturierung in knapp zwei Jahren. Danach ist es genug und ich werde mich neu orientieren. Das ist komischerweise eine große Erleichterung. Erleichtert bin ich oft bei völligen Planänderungen – alles neu, alles offen, fand ich von jeher eher aufregend als beängstigend.

Mein doppelter Boden und meine Sicherheit sind meine Familie, meine beiden Söhne und mein Mann. Ich liebe das Leben mit ihnen in unserem neuen Haus. Das ist die beste Zeit – auch oder gerade weil sie sehr dicht ist.

Ich wünsche uns allen ein erfülltes, gesundes, glücklich und zufriedenes, neues Jahr 2022!

Hat mich vor ziemlich genau einem Jahr (wieder) mit voller Wucht erwischt – und nun sitze ich hier im Wohnzimmer unseres Häuschens, das nach und nach unser Heim wird.

Und ich dachte mir, bevor ich vergesse, wie alles war – das Suchen, das Hoffen und Bangen, das Warten, die Ungewissheit, der große Stress, der Umzug, das Arbeiten, das Streiten, das Schönmachen, das Leben zu viert auf 60 qm zunächst, die Enge, das Neue, das Hadern, die Freude, der Zauber  und immer wieder die Dankbarkeit – gehe ich ein Jahr zurück und mache mir noch einmal bewusst, wie alles war zu der Zeit vor einem Jahr.

Das habe ich vor.

Irgendwann bewegt man sich in seiner Komfortzone, hat ein relativ festes Bild von sich und entspricht diesem auch die meiste Zeit oder versucht es zumindest.

Auch wenn ich früher schrieb „Lasst mich doch bitte in meiner Komfortzone bleiben“ schadet es trotzdem nicht, diese von Zeit zu Zeit zu verlassen – weniger aus dem Mantra der Selbstoptimierung heraus, denn um sich zu testen und noch besser kennen zu lernen. Auf die Dosis kommt es an!

Eine meiner Lieblingsvorstellungen von mir selbst ist der Fels in der Brandung, nur durch wenig aus der Ruhe zu bringen und meistens entspannt und gelassen. Ich freue mich immer, wenn es mir dank innerer Einstellung gelingt. Der Weg dahin ist harte Arbeit, und es klappt fürwahr nicht immer.

Die Verunsicherung kann ich nicht verbannen, sie erwischt mich beizeiten mit voller Wucht auf unbekanntem Terrain. Manchmal versuche ich bewusst, mich ihr auszusetzen, um ihr ein Schnippchen zu schlagen.

An Halloween beispielsweise war mein Sohn im fernen Hamburg auf den Geburtstag eines guten Freundes eingeladen. Die Feierlichkeiten sollten knapp 5 Stunden dauern, und da wir jetzt ländlich fern der Großstadt und noch ferner von unserem früheren Domizil leben und wohnen, lohnte es sich für mich, Chauffeur Mama, nicht, zwischendurch nach Hause zu fahren.

Ganz Zeitnutzer hatte ich die Zeit zwischen Bringen und Abholen mit Verabredungen gefüllt. Allerdings hatte mich eine meiner Freundinnen falsch verstanden, und fragte bereits am Samstag, wann genau ich gleich kommen wollte. Als ich das Missverständnis auflöste, stellte sich heraus, dass sie am Sonntag bereits verplant war, aus unserer Verabredung also nichts werden würde.

So kurzfristig war der „Timeslot“ nicht zu füllen, und so entschloss ich mich, alleine essen zu gehen.

Ich hatte Lust auf Ziegenkäse im Burger mit Feigensauce. Wo man den bekommen kann, muss man sich erst im Vorraum anstellen, um seinen Platz gewiesen zu erhalten. Der obligatorischen Frage des Servicepersonals nach der Anzahl der teilnehmenden Personen, muss man sich stellen. So ist es schon zu Beginn komisch, das Lokal seiner Wahl zu betreten, sich wappnend, dass man explizit erklären muss, tatsächlich und wirklich ganz alleine sitzen und essen zu wollen, auf niemanden zu warten und auch nicht versetzt worden zu sein. Ich habe mich gefühlt, als müsste ich mich für etwas entschuldigen zwischen all den Paaren, Grüppchen und Familien. Flucht nach vorne Typ, der ich bin, stellte ich gleich beim Einlass klar, dass ich einen Tisch für mich alleine suche und gedenke allein zu speisen. Herr Lohse wäre stolz auf mich gewesen!

Ein ermutigendes Lächeln der Kellnerin mit den Worten: „Na das ist doch gar kein Problem!“ entspannte mich und ließ die Vorfreude auf die feige Ziege wieder überwiegen. Mir wurde auch nicht der Katzentisch angeboten, sondern ich durfte mir meinen Platz aussuchen – da hätte ich die Gastronomiefachkraft gar nicht mit meiner momentanen Gefühls- und Lebenslage behelligen müssen. Ich wählte einen leicht erhöhten Tisch in zweiter Reihe.

Bei einer sympathischen männlichen Bedienung bestellte ich das Menü meiner Wahl. Allerdings war er nicht komplett im Bilde und fragte, ob ich noch auf jemanden warten wolle. Schon mit gewisser Gewöhnung erwiderte ich, dass ich beabsichtigte, ganz allein zu schlemmen.

Tja, was tun, bis das Essen kommt? Ich sah mich im Lokal um.

Auf die Antwort hätte ich auch selbst kommen können. Nicht nur allein auf sich gestellte Restaurantbesucher, auch Paare und andere Menschen in Gesellschaft machten es mir vor – es bot sich an, aufs Smartphone zu stieren und darauf herum zu wischen. „Das kann ich auch!“ So dachte ich zumindest, konnte ich aber doch nicht, weil ich mein Handy im Auto vergessen hatte – blöd, wenn so eine Gerätschaft alles kann, sogar den Weg weisen … . Keinesfalls wollte ich mir die Blöße geben, zum Auto zu gehen, zumal ich weder meine Habseligkeiten unbeaufsichtigt im Restaurant liegen lassen wollte, noch riskieren, dass mein gewählter Platz von anderen Neuankömmlingen besetzt würde, nur um dann wieder zu kommen und für den Rest meines Aufenthalts den Kopf gesenkt vor meinem Mobiltelefon zu neigen. Außerdem schoss es mir durch den Kopf, wie oft ich meinen Großen ermahnt hatte, dass Ding bei den Mahlzeiten aus der Hand zu legen. Da konnte ich doch jetzt nicht mit schlechtem Beispiel vorangehen – ungesehen zwar, aber für mich deshalb nicht unvergessen – da sitzen wir wieder mit dem Bild, dem wir entsprechen wollen – aber das ist ein weites Feld, Luise – wo war ich? – ach ja, im Restaurant, allein, ohne Ablenkung, ohne schützende Geschäftigkeit bzw. Beschäftigung. Ein Buch, hinter dem ich mich hätte verstecken können, war auch nicht zur Hand, und so blieb mir nichts anderes übrig, als meinen Blick durch den Raum schweifen zu lassen, zunächst zum jederzeitigen Senken bereit, dann immer mutiger sah ich von hier nach da, blieb auch mal haften, und nahm einfach wahr, was um mich herum vorging.

Dabei habe ich der jungen Familie zugehört, die am Nebentisch saß und beruhigt festgestellt, dass die Freuden oder besser Herausforderungen des Restaurantbesuchs mit Kindern überall die gleichen sind. Die beiden hatten noch kleinere Kinder als wir, und so kam zum geschwisterlichen Gezanke und Gestreite, der immer wiederkehrenden Frage, wann denn nun die Pommes endlich gebracht werden würden und der anderen nach dem Zeitpunkt der Heimkehr hinzu, dass die Mutter, kaum kam sie vom Toilettengang mit einem Kind zurück, schon wieder mit dem nächsten in gleiche Richtung aufbrechen konnte. Ihr eigenes Essen wurde dabei pappig und kalt, die Eiswürfel im überteuerten Getränk schmolzen, und ich fragte mich nicht zum ersten Mal, warum diese Familie und wir uns einen solchen Zinnober regelmäßig antaten und dafür auch noch bezahlten. Es war mir in dem Moment aber auch wieder egal, weil ich froh war, einmal auf der anderen Seite zu stehen bzw. zu sitzen. Beherzt biss ich in meinen Burger und kaute ganz in Ruhe.

Die Paare mittleren Alters, die sich wenig bis gar nichts zu sagen hatten, beobachtete ich ebenfalls und war froh, wenn ich daran dachte, dass mein Mann und ich oft ewig zum Bestellen brauchten, weil wir beim viel zu selten gewordenen Zweierdate, endlich einmal Sätze zu Ende sprechen, Gedanken über die Zielgerade hinaus bringen und uns ausgiebig austauschen konnten, vielleicht sogar über Gott und die Welt, und hierüber das Ordern zu kurz kam. Jetzt vermisste ich ihn ein wenig.

Sehr gerne betrachtete ich die vielen anderen Menschen, die einfach nur gesellig zusammen waren und sich freuten, sich über Klausuren und Kommilitonen, Enkelkinder und Hobbies, Freunde und Familie, Politik und den neuesten Trend, die Zukunft und die Vergangenheit, mit einem ganz realen Gegenüber zu unterhalten und die menschliche Gesellschaft zu genießen.

Das habe ich auch getan – ganz allein.

Meine Lieblingsbeschäftigung wird es nicht werden, alleine essen zu gehen, aber so schlimm ist es nun auch nicht …

Der Juli war zu voll. Der Juli war zu aufregend. Im Juli hat mir das Leben das Pläneschmieden wieder einmal gänzlich ausgetrieben.

Jetzt ist August – immer noch voll, immer noch aufregend, aber für Pläne wieder offener, zumindest gefühlt.

Was ist passiert?

Wir haben neu angefangen. Wir verändern uns. Wir haben Abschied von Hamburg und Blankenese genommen und sind auf ins Dorf am See ins nördlichste Bundesland. Unseren Kindern haben wir den kompletten Neuanfang zugemutet – mit neuer Umgebung, neuer Schule, neuen Menschen – alle noch fremd. Und doch wird alles für uns jeden Tag vertrauter, auch wenn um uns herum das Chaos herrscht. Und es fühlt sich gut an, weil das Chaos grün ist und wir uns haben.

Ich freue mich auf den September!

VME

Aus „Stufen“ von Hermann Hesse:

„Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe

Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,

Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern

In andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“

Auch dieses Jahr habe ich meiner Freundin Manu zum Geburtstag gratuliert. Ich habe ihr spätabends noch ein kurzes „Happy Birthday“ per Whatsapp zugeworfen, und ihr dann einen Tag später immerhin noch eine Sprachnachricht übermittelt. Meine herzlichsten Glückwünsche habe ich zum Ausdruck gebracht und erklärt, was bei uns mal wieder so alles los ist, und dass deshalb die Zeit symptomatisch noch nicht einmal für einen Anruf gereicht hat.

Am nächsten Tag bedankte sie sich mit einer Sprachnachricht, über die ich mich wahnsinnig gefreut habe, weil ich jetzt bei ihr auch wieder ein auf dem Laufenden bin und sie mir das Zitat beschert hat, das mich zu diesem Beitrag inspirierte „irgendwie ist die Rushhour des Lebens gefühlt nimmer endend.“

Ich frage mich, wann diese „Hauptverkehrszeit“ angefangen hat. Gefühlt hatte ich immer viel zu tun – anpassen, umziehen, lernen, umziehen, mich verlieben, wieder umziehen, wieder lernen, und noch mal umziehen, arbeiten, Job wechseln, Kinder kriegen, Kinder haben, mich immer wieder finden und … ja immer wieder umziehen. Zum Bersten durchgetaktet scheint mein Leben aber erst geworden zu sein, seit ich gänzlich Teil der mittleren Generation geworden bin, was für mich gleichbedeutend ist mit voll im Berufsleben stehend, schulpflichtige Kinder erziehend, pensionierte Eltern habend, auch die Beziehung zum Partner nicht außerachtlassend, sesshaft werdend zur gleichen Zeit immer weitreichendere und immer wichtiger werdende Entscheidungen treffen zu müssen, die nicht nur mich selbst, sondern viele andere betreffen, meist die, die mir am nächsten stehen.

Die Rushhour des Lebens ist in erster Linie bedingt durch Verantwortung. Man hat ganz vielschichtige Verpflichtungen gegenüber ganz heterogenen Interessengruppen und muss damit einhergehend Antworten auf viele verschiedene Fragen finden. Bildlich gesprochen stehen so viele Aufgaben parallel nebeneinander, dass es zum Stau kommen muss, und das, obwohl es doch gefühlt immer schneller gehen muss. Ein echtes Dilemma! Man kann sich nur wünschen, dass es einem irgendwie gelingt, sich geduldig einzureihen, nicht zu dicht aufzufahren und mitunter vom Gas zu steigen, damit man sicher und unversehrt zu Hause ankommt. Irgendwann löst sich jeder Stau.

Und dann liebe Manu, können wir auch endlich wieder länger telefonieren! Ich freu mich drauf!

Und sorry, dass der Beitrag erst im November kommt, im Juni war das Verkehrschaos zu groß. Immerhin hatte es der Titel über die Haltelinie geschafft;-).

Du bist der Duft von Kenzo, beizeiten grelles Pink, beizeiten dunkles Schwarz. Das Spieglein, Spieglein an der Wand muss an Dich gedacht haben, als es der Königin antwortete. Hoffentlich hat es auch Deinen scharfen Verstand gesehen, den Du oft unter den Scheffel stellst, um bloß  nicht anzugeben.

Langweilig wird es mit Dir nie. Du bist mein Elternhaus und meine Heimat, ein Widerhall zweistimmigen Lachens über die schrägsten Dinge, die meist kein anderer lustig findet. Es dauert lange, bis er verstummt, weil ein kurzer Blick zwischen uns ihn immer wieder aufleben lässt.

Ein Schöngeist bist Du, der eine Malerin beherbergt ,die die elegantesten Roben entwerfen kann, welche Du gut und gerne tragen könntest, die eine Blume, einen Baum erschafft – nah steht Dir die Natur.

Am Anfang warst Du meine  Wärme, mein Fixpunkt, hast mich gerettet, mich aufgepäppelt, Dich aufgeopfert.

Dann gab es Zeiten, da warst Du ein Zinnsoldat für mich – pflichtbewusst und manchmal hart erscheinend. Der eigene Anspruch – meterhoch – konnte oft nur durch ein Korsett gehalten werden. Sonst wärest Du  aus dem Faltschiffchen gefallen und im Kanal untergegangen – bist Du  aber nicht, hast nur ´ne ganze Menge Rinnsteinwasser abbekommen, das das Papier beschwerte.

Mit dem Zinnsoldaten lieferte ich mir harte Schlachten. Da wurden keine Gefangenen gemacht und niemand geschont. Unser Verhältnis haben wir uns erkämpft – es hat sich gelohnt.

Du warst aufgeregter als ich, als der Brief vom Prüfungsamt kam, hast geweint bei meinen beiden Geburten. So viel Mühe hast Du Dir gegeben, mich nachträglich zu verstehen, hast mich unterstützt und mich begleitet – und das ist oft nicht einfach. Du bist die Freude meiner Söhne und meine Söhne Deine, wertschätzt  Deinen Schwiegersohn und gibst ihm ein zweites Zuhause.

Ich liebe Dich für alles und danke Dir für alles – die Wärme und den Zinnsoldaten, Unterstützung und den Schelm.

In manchen Dingen wirst Du Deiner Mutter immer ähnlicher – nicht schlecht – ich hätte nichts dagegen, wenn man das einmal von mir sagt.

Unser Grundgesetz ist gut 70 Jahre alt und wahnsinnig gut gemacht. Beide Tatsachen bedingen sich gegenseitig und bauen aufeinander auf. Das Grundgesetz zog Lehren aus dem Scheitern der Weimarer Republik unter dem Eindruck der Gräuel des daraus resultierenden Nationalsozialismus. Es sollte eine „wehrhafte Demokratie“ geschaffen werden. Gleichzeitig wurden dem Individuum unveräußerliche Gleichheits- und Freiheitsrechte verfassungsmäßig zugesagt – die Grundrechte, die den ersten Abschnitt des Grundgesetzes bilden, und an denen noch heute jegliches staatliche Handeln zu messen ist.

Vor einer halben Ewigkeit habe ich Rechtswissenschaften studiert. Bei der Prüfung, ob ein Grundrecht unrechtmäßig verletzt wurde, kommt der junge Jurastudent und auch der erfahrene Verfassungsrichter an einem Grundsatz nicht vorbei – nämlich dem Gebot der Verhältnismäßigkeit.

Der Grundrechtseingriff muss im Hinblick auf den durch ihn verfolgten (legitimen) Zweck verhältnismäßig sein. Dabei darf kein milderes Mittel zur Erreichung der Zweckes ausreichend und geeignet sein.

„Im Rahmen des Vergleichs mehrerer Mittel sind Eigenart und Intensität des Eingriffs, die Zahl der Betroffenen, belastende oder begünstigende Einwirkungen auf Dritte und Nebenwirkungen der belastenden Maßnahme zu berücksichtigen.“ (Reuter, JURA 2009, 511 ff)

Am Ende der Prüfung – als Königsdisziplin – muss immer eine konkrete Abwägung zwischen der Schwere des Grundrechtseingriffes, dem Grad der Zweckerreichung, der widerstreitenden Interessen vorgenommen werden.

Ich möchte an dieser Stelle nicht subsumieren und bewerten, ob der totale Stillstand des sozialen und ökonomischen Lebens zugunsten einer Gesundheits- oder Lebensgefahr (Art. 2 II GG) gegen das Recht des Einzelnen auf

  • freie Entfaltung der Persönlichkeit ( Art. 2 I GG)
  • den Gleichheitssatz (Art. 3 GG)
  • Glaubens- (Religions-) und Gewissensfreiheit (Art. 4 GG)
  • Meinungs-, Kunst- und Wissenschaftsfreiheit (Art. 5 GG)
  • Schutz der Familie (Art. 6 GG)
  • Schulische Bildung (Art. 7 GG)
  • Versammlungsfreiheit (Art. 8 GG)
  • Brief- und Telefongeheimnis (Art. 10 GG)
  • Freizügigkeit (Art. 11 GG)
  • Freie Berufswahl (Art. 12 GG)

verstößt, ob es hierfür insbesondere nicht mildere Mittel geben könnte. Ich möchte nur dazu anregen, sich mit diesen Fragen auch im Sinne einer wehrhaften Demokratie auseinanderzusetzen.

Bei jeglicher Diskussion und Erörterung möchte ich aber an unseren höchsten Leitsatz und Grundrecht Nummer 1 erinnern, dass für jede Seite und jedes Lager gelten muss:

„(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.

(3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.“

Ich möchte hinzufügen: Auch jeder Einzelne ist verpflichtet, die Würde eines jeden Menschen zu schützen.

VME