Auch dieses Jahr habe ich meiner Freundin Manu zum Geburtstag gratuliert. Ich habe ihr spätabends noch ein kurzes „Happy Birthday“ per Whatsapp zugeworfen, und ihr dann einen Tag später immerhin noch eine Sprachnachricht übermittelt. Meine herzlichsten Glückwünsche habe ich zum Ausdruck gebracht und erklärt, was bei uns mal wieder so alles los ist, und dass deshalb die Zeit symptomatisch noch nicht einmal für einen Anruf gereicht hat.
Am nächsten Tag bedankte sie sich mit einer Sprachnachricht, über die ich mich wahnsinnig gefreut habe, weil ich jetzt bei ihr auch wieder ein auf dem Laufenden bin und sie mir das Zitat beschert hat, das mich zu diesem Beitrag inspirierte „irgendwie ist die Rushhour des Lebens gefühlt nimmer endend.“
Ich frage mich, wann diese „Hauptverkehrszeit“ angefangen hat. Gefühlt hatte ich immer viel zu tun – anpassen, umziehen, lernen, umziehen, mich verlieben, wieder umziehen, wieder lernen, und noch mal umziehen, arbeiten, Job wechseln, Kinder kriegen, Kinder haben, mich immer wieder finden und … ja immer wieder umziehen. Zum Bersten durchgetaktet scheint mein Leben aber erst geworden zu sein, seit ich gänzlich Teil der mittleren Generation geworden bin, was für mich gleichbedeutend ist mit voll im Berufsleben stehend, schulpflichtige Kinder erziehend, pensionierte Eltern habend, auch die Beziehung zum Partner nicht außerachtlassend, sesshaft werdend zur gleichen Zeit immer weitreichendere und immer wichtiger werdende Entscheidungen treffen zu müssen, die nicht nur mich selbst, sondern viele andere betreffen, meist die, die mir am nächsten stehen.
Die Rushhour des Lebens ist in erster Linie bedingt durch Verantwortung. Man hat ganz vielschichtige Verpflichtungen gegenüber ganz heterogenen Interessengruppen und muss damit einhergehend Antworten auf viele verschiedene Fragen finden. Bildlich gesprochen stehen so viele Aufgaben parallel nebeneinander, dass es zum Stau kommen muss, und das, obwohl es doch gefühlt immer schneller gehen muss. Ein echtes Dilemma! Man kann sich nur wünschen, dass es einem irgendwie gelingt, sich geduldig einzureihen, nicht zu dicht aufzufahren und mitunter vom Gas zu steigen, damit man sicher und unversehrt zu Hause ankommt. Irgendwann löst sich jeder Stau.
Und dann liebe Manu, können wir auch endlich wieder länger telefonieren! Ich freu mich drauf!
Und sorry, dass der Beitrag erst im November kommt, im Juni war das Verkehrschaos zu groß. Immerhin hatte es der Titel über die Haltelinie geschafft;-).