Eine lästige, hartnäckige Erkältung, die ich seit ein paar Wochen mit mir herumschleppe, hat sich zur Bronchitis ausgewachsen und so sind Mann und Söhne ohne mich zum Wochenendbesuch bei den Großeltern aufgebrochen.
Seit gestern Nachmittag bin ich allein im Familiendomizil. Nach anfänglichen Anpassungsschwierigkeiten – so viel Ruhe, aber ich bin eigentlich immer noch auf dem Sprung, konditioniert darauf, Zeit sinnvoll zu nutzen, was aber der Rekonvaleszenz so gar nicht dient, und was machen wohl meine Kinder, mein Mann? Wie kommen sie ohne mich zurecht? Und komme ich überhaupt ohne sie zurecht? – fühle ich mich in die 20er zurückversetzt.
Das mag zum Einen darin liegen, dass ich mittlerweile fast die komplette erste Staffel von Babylon Berlin in der Mediathek nachgeschaut habe, die in den 1920er Jahren spielt – zu empfehlen!- zum Anderen aber sicher daran, dass dieses Wochenende so viel mehr denen in meinen 20ern gleicht als die meisten anderen der letzten 10 Jahre.
Ich war ziemlich Anfang 30, als ich meinen ersten Sohn zur Welt gebracht habe. Seitdem hat sich mein und unser Leben komplett verändert.
Früher durfte uns am Wochenende niemand vor 11 Uhr anrufen, weil wir vorher wahrscheinlich noch gar nicht wach waren bzw. in jedem Fall den Vormittag im Bett verschlunzt haben. Gefrühstückt haben wir meist gegen Mittag. Frühestens nachmittags hat es uns nach draußen verschlagen zum Kaffeetrinken, Lesen und Im-Park-sitzen, meist im Hofgarten an einem Springbrunnen. Am frühen Abend haben wir dann geshoppt, bevor wir wieder heim sind, Pizza bestellt und mit Freunden bis in die frühen Morgenstunden geratscht und getrunken haben.
Sonntags lagen wir oft faul auf dem Sofa und haben uns stundenlang durch unsere Lieblingsserien und -filme geschaut, bevor wir am späten Nachmittag zum Kaffetrinken und ein bisschen Spazierengehen doch noch einmal vor die Tür getreten sind.
Das waren typische Nichts-tu-wochenenden. Die Zeit ist einfach so dahingeflossen ohne Effizienz und Abhaklisten, ohne Organisation, Kindergeschrei, Geschwisterstreit, ohne regelmäßige und möglichst nahrhafte Mahlzeiten, Ermahnungen, Erinnerungen, Hausputz, Pläne und Verantwortung.
Ein bisschen davon gibt es für mich dieses Wochenende wieder. Ich werde zwar nicht zu lange aufbleiben und auch nicht trinken, weil sich das nicht mit Bronchitis und Antibiotika verträgt, aber ansonsten ähnlich gechillt durch den Tag wabern, in jedem Fall meine Augen viereckig fernsehen und dann und wann draußen spazieren gehen. Mal sehen, wie es mir dann morgen geht;-)
Eure VME