Heute hat die Dunkelheit ihre größte Dichte und ihren Höhepunkt erreicht. Die längste Nacht des Jahres ist gekommen.

Ab morgen geht es wieder bergauf. Die Tage werden langsam aber sicher wieder länger und heller. Mal sehen, was für Tage es werden.

In jedem Fall ist es beruhigend und tröstlich, dass jede Talsohle einmal erreicht ist, und es danach nur noch aufwärts gehen kann. Jeder Schmerz, jeder Kummer ist endlich, jede Freude nur auf Zeit verdeckt. So  freue ich mich auf ein paar besinnliche Weihnachtstage.

Ich habe jedes Jahr wieder das Gefühl, dass nun ein unheimlich langer Zeitraum vor mir liegt, in dem ich das Licht feiern und das Jahr abschließen kann, auch wenn es in Wirklichkeit nur eine gute Woche ist.

Das mag zum Einen damit zu tun haben, dass das alte Jahr über die freien Tage endet, und mit Weihnachten und Silvester gleich zwei Feste gefeiert werden, die vom Neuanfang handeln und selbigen versprechen.

Zum Anderen sind die Zumutungen zum Jahresende die größten. Manches will einfach nur hinter sich gelassen und vergessen werden. Dabei hilft die Zeit mit der Familie, die Rückbesinnung auf die Wurzeln und die Dinge, die wirklich wichtig sind.

Was ich an den Feiertagen am meisten mag, sind nicht die Geschenke – die werden über die Jahre immer unwichtiger – besonders die Geschenke an mich. Ich mag die Traditionen, und damit meine ich unsere eigenen – vom Schmücken des Weihnachtsbaumes mit meiner Mutter und meinen Söhnen, über Weihnachtsliedersingen im Schleswiger Dom – meine Mutter, mein Ziehvater und ich ohne den Rest meiner Familie allein, wie früher seit ich acht Jahre alt war , das silberne Glöckchen,  das zur Bescherung klingelt, auf das die Jungs und ich gespannt auf der Treppe warten, auch wenn zumindest der Ältere gar nicht mehr ans Christkind glaubt, Kartoffelsalat mit Würstchen, meinen Mann bewusst umarmen, wenn die Bescherung hinter uns liegt , Weihnachten bei den Hoppenstedts, Pralinen und so einiges mehr, alles gebettet in die Geräusch- und Energiekulisse, in die die beiden Brüder die Festtage tauchen.

Irgendwann stellt sich wie von selbst die Dankbarkeit ein – für so Vieles – Gesundheit, zwei tolle Kinder, Liebe, Familie, Freunde und Begleiter, Wohlstand und soziale Absicherung, Wärme, Demokratie, Freiheit, Sicherheit – alles wunderbare Werte, die wir auf dem Silbertablett serviert bekommen, wir dürfen sie nur nicht fallen lassen oder uns einreden lassen, dass das Silber blind und angelaufen ist.

In diesem Sinne möchte ich es mit Rio Reiser halten: „Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten!“

Frohe Weihnachten und ein friedliches, helles Jahr 2020!