In einer Zeit, in der der Sinn des Lebens darin zu bestehen scheint, immer glücklich und im Reinen mit sich selbst zu sein, blenden wir sie gerne aus oder umschiffen sie möglichst, die Frustration. Wenn es darauf ankommt, das eigene Dasein möglichst gut aussehen zu lassen, vor allem auf dem Foto, dann hat sie eben so gar keinen Platz, die ungeliebte und bedrohliche Frustration.

Ohne sie geht es aber leider nicht, es kann keine Tiefe entstehen, keine Weiterentwicklung und eben auch keine Selbstakzeptanz.

Daher ist es eigentlich nicht weiter überraschend, dass der bahnbrechendste Paradigmenwechsel im Laufe der Kindergartenzeit meiner Söhne für mich folgender war:

Frustration ist gesund und nötig. weiterlesen

Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen meinem Großen gegenüber.

Es überkommt meistens dann, wenn der Kleine ungestört mit seinen Baufahrstellenfahrzeugen vor sich hin spielt, er ermahnungsfrei rasend schnell die Straße hinunterläuft, er so vieles selbst ausprobieren und machen darf, weil wir es z.B. schon lange aufgegeben haben, unsere Wohnung allzeit vorzeigbar zu halten, oder wenn er in Interaktion mit seinem großen Bruder elterneinmischungsfrei streitet.

Ich wünschte, ich hätte, als mein Erstgeborener damals auf die Welt kam, schon gewusst, was ich heute weiß. weiterlesen

Symptomatisch für diesen Tag sei folgender Dialog vor der vegetarischen Essensausgabe in der Kantine genannt:

Mitarbeiter: „Wozu gehören eigentlich die Nudeln?“

Kantinenpersonal: „Zum Gemüseteller“….

Es gibt sie –  nicht nur die Gnade der späten Geburt – für uns Eltern mindestens genauso elementar besteht auch die Gnade der zweiten Geburt!

Was ich damit meine… nun ja, das lässt sich schwer in Worte fassen, aber ich versuche es natürlich trotzdem:

Vielleicht liegt es ja auch nur an mir oder an uns beiden Eltern aus verschiedenen Patchworkfamilien. Als unser erster Sohn geboren wurde, wollten wir ihn jedenfalls auf eine Wolke aus Vertrauen, Liebe und Glück betten. Wir wollten total auf ihn eingehen, total für ihn da sein, alle seine Fragen beantworten, alle Bedürfnisse befriedigen und ihm die bestmögliche Kindheit bieten. Unser Fokus lag 100%-ig auf ihm. Wir sind mit ihm Babyschwimmen gewesen, haben Babymassagekurse belegt, haben niemals einen Babysitter in Anspruch genommen, er musste sich nie selbst beschäftigen – es turnten immer mindestens zwei Erwachsene um ihn herum, die ihn unterhielten. Jedwede Unbill haben wir versucht, mit aller Macht von ihm fernzuhalten. weiterlesen

Neulich war es ´mal wieder so weit. Mein Großer klagte morgens ca. 20 Minuten, bevor er sich mit seinem Schulweggefährten treffen sollte, über Bauchschmerzen, und hielt sich dann überwiegend im Badezimmer auf.

Der Papa war schon aus dem Haus und wahrscheinlich bereits an seinem Arbeitsplatz angekommen, während ich fertig fürs Büro und mit einer Endlosaufgabenliste im Kopf, statt planmäßigen Aufbruchs zu Lauftreffpunkt und Kita und anschließender Sbahnfahrt zur Arbeit, damit ich es bis 9 Uhr ins erste Meeting schaffte, gezwungen war, die mentale Kehrtwende hinzulegen. Das Los des bringenden Elternteils …

Also erst einmal sowohl den Sohn bei Laufpartner, Schule und GBS als auch mich selbst bei Chefin und Team entschuldigt, Stiefeletten gegen robuste Treter getauscht, und den Kleinen in die Kita verbracht. Wieder zurück macht sich bei mir ein ungutes Bauchgefühl breit – nein ich habe mich noch nicht angesteckt – nur die Aussicht, den heutigen Tag als Arbeitstag verloren zu haben, erfüllt mich mit aufkeimender Panik. Umso mehr, als dies bei meiner bestehenden Dreitagewoche immerhin ein Drittel meiner Wochenarbeitszeit ausmacht.

So entschließe ich mich, von der für Ausnahmefälle geschaffenen Möglichkeit Gebrauch zu machen, von zu Hause aus zu arbeiten. weiterlesen

Alle Jahre wieder … nehme ich mir vor, dass die Adventszeit dieses Jahr nun wirklich endlich ´mal besinnlich werden wird.

Die Realität sieht anders aus…

Weihnachten kommt wie immer total überraschend! weiterlesen

Neulich war ich auf der Geburtstagsfeier meiner Freundin C. in Elmshorn. Sie hat in ihr Wiegenfest hinein gefeiert. Ihr Mann ist einer meiner besten Freunde aus Schulzeiten. Wir haben zusammen Abi gemacht – vor 20 Jahren… Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass wir einer Generation angehören, und unter den Gästen waren noch so einige, die dieses Schicksal mit uns teilen, vereinzelt sogar die gleiche weiterführende Schule.

Neben schönen, lustigen, vertrauten, albernen Gesprächen fand ich es besonders toll, dass sich ein Team von jungen Leuten bereit erklärt hatte, die Rolle des DJ zu übernehmen, und eine Tanzfläche gab es auch!

Man tanzt ja viel zu selten, daher war ich voller Freude, als einige Mutige den Tanzreigen eröffneten. Beim ersten für mich passenden Lied habe ich mich eiligst angeschlossen. Wir haben zu Nirvana gegrunget, „Losing my religion“ auch vollständig mitgesungen, und spätestens bei „Killing in the name of“ sind dann alle Dämme gebrochen, und ich habe mich wieder wie 16 gefühlt und auch so getanzt. Das Lustige ist, dass man sogar den Tanzstil seiner Mitgenerationler ganz klar wiedererkennen und seiner Jugend zuordnen kann, teilweise sogar konkreten Diskotheken (ROXY FOREVER!).

Es war ein wunderbarer Abend, eine rauschende Feier und der willkommene Anlass, den Soundtrack meines Lebens weiter zu ergänzen:

  • Killing in the name of (Rage Against the Machine, 1991)
  • Losing my religion (R.E.M., 1991)
  • Entre dos tierras (Heroes del Silencio, 1990)
  • Midlife Crisis (Faith No More, 1992)
  • Passenger (dank DJ Manni) (Iggy Pop, 1977)
  • Alles aus Liebe (Die Toten Hosen, 1993)
  • Time to wonder (Fury in the Slaughterhouse, 1988)
  • Schrei nach Liebe (Die Ärzte, 1993)
  • Alive (Pearl Jam, 1991)
  • Blaze of glory (Bonjovi, 1990)

 

Eure VME (nun mächtig alt…und weise;-))

Irgendwo in Deutschland. Die Kirchturmuhr schlägt sechs am Ende des ersten Arbeits-, Schul- und Kitatages nach den Ferien. Die Familie ist im Wohn/Essbereich mit offener Küche versammelt. Der Tisch ist gedeckt, das Familienoberhaupt ergreift das Wort…

P: „Jungs, heute Abend gibt es Brot, d.h. es gibt künftig jeden Abend Brot, außer am Wochenende.“

R: „Oh nein, ich möchte ´was Warmes essen!“

P: „Ich habe keine Lust, jeden Abend zu kochen. Außerdem mögt Ihr, was ich koche, sowieso fast nie.“

R: „Trotzdem, kaltes Essen finde ich blöd!“

Widerstrebend nimmt zumindest der Große am gedeckten Abendbrottisch bei seinen Eltern Platz. Der Kleine ist immer noch eifrig mit seinem Bagger auf dem Teppich beschäftigt. Wenig später…

R: „ Wer hat hier gepupst?“

M: „Niemand!“

R: „Aber irgendetwas stinkt hier! Es riecht wie Pups!“

P: „Stimmt, ich rieche es auch.“ Er schnuppert am Salat. „Hier, das ist der Senf an der Salatsoße. Riech ´mal!“ fordert er den Großen auf.

Der Große beugt sich über die Salatschüssel und zieht den Geruch stark ein. „Iiiih, ja, das riecht wie Pups!“

P: „Naja, nicht wie Pups, es riecht etwas streng.“

R: „Was heißt streng?“

M: „Der Salat ist eben bitter.“

R – unvermittelt: „Ich will Nutellabrot!“

M: „Jetzt ist Abendessen. Nutella gibt es allenfalls zum Frühstück!“

R: „Dann nehme ich Marmelade.“

M: „Die ist auch süß!“

R: „Ich mag nichts anderes!“

M: „Das kann nicht sein! Du kannst Wurst auf Dein Brot haben, Käse… .“

R: „Das mag ich alles nicht. Ich vertrage das nicht so gut.“

P zum Kleinen, der immer noch fernab des Tisches Baustelle spielt: „Komm jetzt ist Abendessen! Wenn Du Hunger hast, dann iss jetzt, danach geht es ins Bett!“

F: „Ich bagger.“

R am Kühlschrank: „Kannst Du mir bitte die Marmelade herunterreichen?“

M resignierend: „Hier in Gottes Namen!“

R sein Brot dick mit immerhin handgemachter, nicht industriell gefertigter Aprikosenmarmelade bestreichend: „Wir haben heute in der Schule ein Lied gelernt.“ R. fängt getragen an zu singen: „Mit Lichterschwerten kämpfen wir…“

M verdreht die Augen und stößt einen Seufzer aus in der Überzeugung, dass es sich ´mal wieder um eines dieser religiösen Kirchenlieder handelt, mit denen ihr Sohn sie so gerne beglückt – in erster Linie, um sie zu ärgern…

R unvermittelt und vorwurfsvoll: „Wieso habt Ihr mir nicht gesagt, dass gestern Halloween war?!“

P: „Wieso?“

R: „Alle aus meiner Klasse haben Halloween gefeiert und sich verkleidet. Und ich wusste gar nicht, dass das war!“

M: „Das macht nichts. Ich mag kein Halloween!“

R: „Warum?“

M: „Weil das ein neumodischer, bescheuerter Trend aus den USA ist, der hier in den letzten Jahren herübergeschwappt ist, und allein der Geldmacherei dient!“

P ironisch: „Genau wie Weihnachten…“

R: „Ich wollte aber auch bei Halloween mitlaufen!“

M: „Du wusstest doch gar nicht, dass Halloween war.“

R: „Trotzdem“, und schluchzend weiter „ich war der Einzige, der nicht Halloween gefeiert hat.“

M: „Das glaube ich nicht.“

P: „Naja, nun wissen wir ja, dass Du gerne Halloween mitmachen möchtest. Genau wie Weihnachten findet das jedes Jahr statt, und dann machst Du einfach im nächsten Jahr mit!“

M zum immer noch schwer mit Baggern beschäftigten Kleinen: „Bist Du satt?“

F: „Nein.“

M: „Dann setz Dich an den Tisch und iss! Später gibt es nichts mehr!“

F resignierend: „Oooohkay.“ Er stellt den größten seiner Catbagger auf den Tisch und will den Lader dazu schieben.

P: „Nein, die Fahrzeuge kommen nicht auf den Tisch!“

Der Große stürzt herbei, um dem Kleinen die Baumaschine aus der Hand zu reißen.

P: „Nein, lass ´mal, ich mach das.“ Doch es ist zu spät. Schon erhebt sich großes Geschrei.

Als die Baugerätschaften wieder auf der Auslegeware stehen, der Kleine halbwegs beruhigt auf seinem Platz und der Große immer noch feixend ihm gegenüber Platz genommen hat, fragt P: „Soll ich Dir ein Wurstbrot machen?“

F: „Ich will Nüsli.“

P: „Oder willst Du Schmierkäse?“

F: „Ich will Nüsli.“ Zur Abschreckung wird ihm das mittlerweile eingetrocknete Milch-Cerealien-Gemisch, das vom Morgen übrig blieb und nur durch einen glücklichen Zufall noch nicht seinen Weg in den Kompostierprozess gefunden hat, hingestellt. Er nimmt beherzt einige Kleisterlöffel.

R: „Ich will Kellogs!“

M: „Nein!“

R singend:“ Mit Laserschwertern kämpfen wir im All…“

M: „Ist das ein Lied über Star Wars?“

R: „Ja, cool, oder?“

M: „Ja wirklich! Ich hatte Lichterschwerter verstanden und dachte schon …“

P schnell eingrätschend: „Ja, das hatte ich auch verstanden. Ich dachte auch, das passt ganz gut zu dieser Jahreszeit … mit Laternelaufen und so…“

R:  „Mein Freund A findet das Lied blöd, weil es nachgemacht ist von Star Wars.“

M: „Da kannst Du ihm ´mal sagen, dass Halloween auch nur so ein aus den USA nachgemachter Trend ist!

Und überhaupt, wenn Ihr Euch schon etwas merken wollt, dann könnt ihr lieber lernen, dass am 31.10. vor 500 Jahren Martin Luther seine 95 Thesen an das Klostertor in Wittenberg angeschlagen hat, was der Auslöser dafür war, dass es heute Katholiken und Protestanten unter den Christen gibt. Das ist nämlich der Reformationstag, und der ist für unsere westlich, abendländische Kultur doch viel entscheidender.“

R: „Aber Halloween ist cooler!“

P: „Stimmt! Deshalb haben die Bayern auch heute frei.“

M: „Nein.“

P: „Doch, die Kollegen in München haben heute frei.“

M: „Ja, weil heute Allerheiligen ist…“

F: „Ich bin fertig. Ich will baggern!“

 

Loriot is not dead …und das ist doch auch beruhigend… vor allem an Allerheiligen!