Leichtigkeit war immer  schwer für mich.

Ich bewundere die Schmetterlinge, wie sie so schwerelos und scheinbar ohne Plan und Ziel von hierhin nach dorthin taumeln im Meer voller bunter Farben und Blumen.

Ich wünschte, ich wäre mehr wie sie.

Für mich ist es ein Ding der Unmöglichkeit der Sonne in diesen Tagen entgegen zu flattern, sich von ihr wärmen und  vom Wind treiben zu lassen, mich von der Aufbruchsstimmung  des Frühlings inspirieren zu lassen – seelisches Schwergewicht, das ich bin.

Es kann nicht locker lassen, immer bestrebt, alles und jedes in Zusammenhang zu bringen und so  ein allumfassendes Netz zu spinnen, das Sinn gibt. Da kommt nicht viel durch. Leichte Dinge bleiben an den Fäden kleben – fest und gefangen . Eine Lösung muss her!

Mein einziger  Bewegungsimpuls  ist der nach Vorne mit großen Schritten ganz geradlinig, was geradezu widersinnig ist, weil sich gerade so wenig ändert und so wenig tut, alles still steht – schon so lange. Statt einfach  zu verweilen, fühle ich eine Getriebenheit –  der Unzufriedenheit kleine Schwester.  Die großen Schritte voran…wohin sollen die denn gehen? Ich komme ja ohnehin nirgendwo hin. Wir sind doch alle gefangen in Angst und Isolation und Unfähigkeit. Wir bleiben zu Hause.

Vor der drohenden Resignation, werde ich unruhig und wütend. Wie mir geht es vielen.  Wut ist schwer, Hilflosigkeit bleiern – sie ziehen mich runter auf den Boden der Tatsachen und weiter.

Ich wünsche mir eine Perspektive, einen Standpunkt, von dem aus etwas gesehen wird – nicht die Mauer vor der Nase, kein Halt beim Tellerrand. Wer beim Tellerrand bleibt, muss die Suppe auslöffeln.

Bald ist Ostern – das Sinnbild der Perspektive und der Hoffnung. Ich hoffe, dass dieses Fest nicht ungenutzt verstreicht, sondern etwas in Bewegung bringt, damit mein Gemüt wieder schweben kann – der Sonne entgegen.

Es ist oft nur ein kleiner Schritt vom Fels in der Brandung zum Blatt im Wind.

Widersprüche – die meisten Menschen mögen sie nicht. Sie sind Ihnen unheimlich.

Sie passen so gar nicht in die Kategorien, in die wir uns die Welt eingeteilt haben. Widersprüche verunsichern, nehmen uns die Kontrolle, stören unseren Frieden.

Doch der Frieden, der sich durch Widersprüche erschüttern lässt, ist trügerisch. Wieviel ist er wert? Und wie real kann er sein?

Wunschvorstellungen sind stark, aber verletzlich. Ideale sind Freunde, aber nicht klug.

Die Welt ist nicht schwarz, nicht weiß, sondern bunt und oft sehr grau. Das ist nicht leicht auszuhalten.

Gut und böse, falsch und richtig, klug und dumm – das sind am Ende alles nur Kategorien, und Kategorien können Scheuklappen sein – damit der Gaul nicht mit uns durchgeht.

VME

Ich mag das Jahresende – trotz der Tatsache, dass die Tage immer kürzer und dunkler werden, trotz des Jahresendwahnsinns, der sich aller unvermeidlich bemächtigt.

Sei es beruflich, wo sich jedes Jahr wieder die Überzeugung breit macht, dass es kein nächstes gibt, und ich mich, obwohl ich es mir im November anders vornehme, doch alle Jahre wieder mitreißen lasse, bis ich dann an meinem letzten Arbeitstag völlig erschöpft und fertig mit der Welt viel zu spät meinen Arbeitslaptop schließe.

Sei es schulisch, wo eine Klassenarbeit die nächste jagt, auf die vorbereitet werden soll, damit alles im Dezember noch abgeschlossen werden kann, was in diesem besonderen Jahr umso wichtiger erscheint.

Sei es privat, wo mich jedes Jahr wieder mein eigener Weihnachtsanspruch unter Druck setzt und mir jegliche Besinnlichkeit raubt.

Ich mag das Jahresende, weil ich per se gerne Revue passieren lasse. Ein Rückblick per anno ist das Mindeste für mich, damit ich auch weiß, wo ich in Zukunft stehe.

Auf was soll ich dieses Jahr zurückblicken? Auf das Offensichtliche, dass Corona uns fest im Griff hatte und hat, dass unser Alltag sich in einer Weise verändert hat, die wir uns nie hätten träumen lassen? Unsere Wirtschaft und Ökonomie ist auf den Kopf gestellt. Es gibt keine Sicherheiten mehr, nur neue Realitäten. Dass unsere Kinder in einer völlig neuen Welt zurechtkommen müssen mit Abstand und Masken, in der jeder Kontakt eine potentielle Bedrohung darstellt, beunruhigt mich. Was macht das mit einem Menschenbild?

Vielleicht sollte ich statt zurück, den Blick einmal nach innen richten. Dann wird mir klar, dass ich  trotz meines Hanges zum Sarkasmus, trotz aller Ironievorliebe, ein unverbesserlicher Optimist und Philanthrop bin und bleiben will. Ich will meinen Kindern die Überzeugung mitgeben, und leben, dass es immer irgendwie weiter geht, dass es nach jedem Tal zwangsläufig wieder aufwärts geht, weil die Talsohle irgendwann erreicht ist, dass man Vertrauen haben muss – in andere und die Welt.

Ich will in allem einen tieferen Sinn sehen und frage mich, ob wir uns zu lange darauf verlassen haben, dass es immer nur noch weiter nach oben gehen kann. Ob wir unsere Umwelt weiterhin unbegrenzt mit Füßen treten können, den Profit zum Gott erheben, oder ob jetzt nicht endlich einmal ein Paradigmenwechsel angesagt ist, und wir diese Situation als Chance nutzen können.

Wenn ich zur Ruhe komme, weiß ich genau, was wirklich wichtig ist. Wenn ich zur Ruhe komme, habe ich keine Angst. Ich übe mich in Dankbarkeit, dass wir uns haben, meinen Mann, meine Söhne, meine Familie, meine Freunde, dass wir aufeinander zählen können, auch wenn wir uns nicht immer sehen können. Und der Rest wird sich schon finden. Es geht immer weiter!

Und so sehe ich gelassen und positiv ins Jahr 2021. Ich sorge mich nicht über Dinge, die ich nicht ändern kann, nehme hin und reagiere darauf mit Hilfe meines (bayerischen) Sturschädels und meiner naturgegebenen Stoa.

Eure VME

  • Musikalische Untermalung

M: „Alexa, spiel „War is over“ von John Lennon!”

F: “Alexa, spiel ACDC und von der Erde (Major Tom)!“

  • Gaben, die von Herzen kommen

R: „Ich habe keine Lust schon wieder ein Bild zu malen. Kann ich Euch nicht einfach was kaufen?“

  • Weihnachtsbäckerei

P: „Wir backen lieber Muffins statt Plätzchen – das ist einfacher!“

  • Weihnachtsdekoration

F: „Ich brauche alle drei Rentiere auf meinem Fensterbrett, damit sie gegeneinander kämpfen und sich bekriegen können!“

M: „Aber sie sollen sich nicht bekämpfen! Weihnachten ist das Fest des Friedens!“

F: „Aber das ist cool!“

  • Weihnachtsbraten

M: „Sollen wir noch eine Gans to go bestellen für die Weihnachtsfeiertage?“

P: „Ich weiß nicht, ob sich das lohnt. Die Kinder essen ja doch wieder nur Pommes, und R wird dann wieder Teilzeitvegetarier.“

  • Herzenswünsche

F: „Ich wünsche mir einen ferngesteuerten Bagger, und dann noch einen ferngesteuerten Traktor mit Anhänger, wo Holzstämme drauf können mit Greifarm.“

M: „Das ganze Wohnzimmer steht doch bereits voller Baufahrzeuge. Du hast allein sechs Bagger. Wir hatten doch besprochen, dass Du nicht noch mehr Baufahrzeuge brauchst.“

F:“ Und dann wünsche ich mir noch einen ferngesteuerten Traktor mit Pflug.“

M:“ Die ganzen Fahrzeuge sind doch auch viel zu groß. Dann kannst Du sie wieder nicht zum Spielzeugtag in die Kita mitnehmen.“

F: „Dann eben nur so groß (zeigt mit den Händen einen Abstand von ca. 20 cm in die Luft).

M: „Wir schauen mal.“

F: „Aber mit Anhänger ist es dann natürlich so (zeigt 50 cm)!“

  • Besinnlichkeit

F: „Ich will die Kerze auspusten!“

R: „Nein ich!“

F: „Nein ich – Du Vollpfosten!“

R: „Nein ich – Du Geistesgestörter!“

F pustet aus.

R,  aufgebracht schreiend, während er in seine Kemenate abrauscht: „Na gut, na gut! Dann darfst Du nie wieder in mein Zimmer!

Türenknallen 1

Felix: „Darf ich noch fernsehen?“

M:“Nein.“

Türenknallen 2

to be continued …

Gelbe, rote, braune Blätter sinken ganz langsam zu Boden, bevor sie von einer Windböe aufgewirbelt hinweg gepeitscht werden vom Sturm.

Ich atme ein und atme aus – ein und aus – nehme die Züge endlich einmal bewusst war, setze Gedanken auf Wolken und lasse sie weiterziehen. Es strömt durch mich hindurch, während ich hier sitze und innehalte.

Durch den bedeckten Himmel gefilterte Sonnenstrahlen treffen auf meine Netzhaut und stimmen mich gütig.

Gedämpfte Alltagsgeräusche kommen zu mir herein – vereinzelt sonore Motoren, Kinderspielgeschrei, das surrende Rauschen des Kühlschranks, ein profundes Auflachen aus dem Nebenzimmer machen es mir gemütlich.

Erinnerungen können zu Boden sinken.

Und dann übe ich „Van Diemens Land“ auf der Gitarre und gehe in den Tönen auf, bis die gewährte Zeit ganz vorüber ist.

Zurück gebe ich sie erst, wenn die Tage wieder länger werden.

Das ist ein guter Handel.

VME

Elternsein ist nichts für Feiglinge! Es erfordert ständige Offenheit, eine meterhohe Frustrations- und Stresstoleranz, die Fähigkeit, eigene Bedürfnisse zurückzustellen und nichts persönlich zu nehmen, aber auch die Gabe, auf sich selbst zu achten.

Und als wäre das noch nicht genug, ist auch noch ein gehöriges Quantum Selbstreflektion vonnöten, denn niemand fordert Dich und Deine Persönlichkeit so sehr heraus, wie Deine eigenen Kinder.

Anfangs äußert sich das in „ungünstigen“ Verhaltensweisen der lieben Kleinen, die Dein Blut regelmäßig gehörig in Wallung bringen. Manchmal katapultieren Dich diese von jetzt auf gleich auf die höchste Palme.

Im Idealfall stellst Du Dir, wenn die Situation überstanden ist, die Frage, warum Du gerade diese Palme in solcher Affengeschwindigkeit erklimmen musstest.

Oft war es bei mir so, dass ich eine Eigenschaft oder ein Verhalten wiedererkannte, dass ich an mir selbst nicht leiden konnte, mit dem ich mir selbst immer wieder im Weg stand. Es macht mich z.B. wahnsinnig, wenn mein Sohnemann meine Fragen regelmäßig ironisch und schnippisch retourniert. Besserwisserei kann ebenfalls ganz schön anstrengend sein. Und wenn das alles noch mit einer Sturheit gepaart ist, die jedem Esel Ehre machen würde, dann muss ich schon richtig gut drauf sein, um nicht komplett auszuflippen.

Es ist nicht angenehm, auf diese Weise den Spiegel vorgehalten zu bekommen. Nicht nur, dass ein wunder Punkt getroffen wird, der momentan ziept; ich kann mir sicher sein, dass dieser zukünftig immer wieder mit schweren Geschützen beschossen wird.

Zu Beginn machen die Kinder das noch unbewusst, weil sie nun einmal unsere Gene haben und wir fast ausschließlich ihr Milieu bestimmen. Später werden sie es kognitiv einsetzen. Niemand kennt unsere diversen Trigger so gut wie unsere eigenen Kinder. Niemand konnte uns und unsere Argumentationsketten über Jahre so genau studieren. Da kann eine Diskussion schon mal in ein schmerzhaftes Ping Pong Spiel ausarten und so manches K.O. –Kriterium als ein Dejavu erscheinen.

Das ist kräftezehrend und – es gibt keine Pause. Während Du zu jedem anderen auf Abstand gehen kannst, so lange Du es brauchst, um runterzufahren und in Ruhe zu überdenken, ist das im Familienalltag normalerweise nicht lange möglich. Es gibt nur die Alternativen, an Dir und der Beziehung zu den Deinen zu arbeiten – oder zu verzweifeln.

Positiv formuliert, wird uns das fordern und weiterbringen – es ist sozusagen die Verhaltenstherapie frei Haus. Schonungslose Ehrlichkeit ist gefragt – mit sich selbst und den Kindern. Es geht auch darum, Grenzen zu setzen. Allerdings meine ich damit weniger, Konsequenzen für die Sprösslinge herbeizuführen, deren Ausdruck so häufig Strafen sind, sondern die eigenen Grenzen und Bedürfnisse klarzumachen und zu erklären – je authentischer und altersgerechter, desto besser. Man muss sich also ganz genau damit auseinandersetzen, was man will, was okay ist und was man absolut nicht will. Leider oder glücklicherweise gibt es dafür keine Blaupause – Selbstanalyse hoch 2 sozusagen.

Ins Dreidimensionale entwickelt sich das Ganze übrigens in dem Moment, in dem man erkennt, dass der Nachwuchs nicht nur eigene Verhaltensweisen und Meinungen reproduziert, die uns herausfordern, sondern aufgrund des Erbmaterials und des gleichen Umfelds auch die des Partners. Da ist die Paartherapie gleich inkludiert …

Die gute Nachricht ist, dass die stetige Interaktion mit den Kindern und die Arbeit an sich selbst, sich irgendwann auszahlen werden. Wenn es gut läuft, dann kommen sie später nicht nur widerwillig zu nervigen Familienfeiern, sondern besuchen uns gerne, reden ungezwungen und konnten Verständnis für uns entwickeln. Vielleicht verstehen sie uns sogar besser als manch anderer.

Der unschlagbare Pluspunkt am Elternsein ist in meinen Augen, dass unser Humor so sicher weitergegeben, anerzogen, geformt oder mit der Muttermilch aufgesogen wird, dass einem das Lachen niemals vergehen wird.

Eure VME

Der längste Tag dimmt sein Licht und ist am Erlöschen.

Bittersüß ist die Erinnerung bereits jetzt, da er die längste Nacht erwartet.

Ich habe die Sonne und das Strahlen genossen und freue mich auf den Ausklang des Sommers. Denn jedes Sein prognostiziert bereits das Gewesene. Es ist nur einen Herzschlag entfernt.

Ich will noch hier bleiben, nur eine kleine Weile noch, will nicht aus dem Fenster sehen.

Jetzt ist es dunkel, jetzt ist es Nacht – die kürzeste des Jahres.

VME

Ein Aufatmen

Ein Innehalten

Ein Hoffnungschöpfen

Eine Erlaubnis Loszulassen

Ein Wiederfinden

Ein Wundenlecken

Eine Gewissheit – jetzt wird alles gut!

Ich hoffe, dass Du stolz auf Dich bist, dass Du gestärkt hervorgehst, dass Du schätzt, was Du hast und wer Du bist und dass Du weißt, dass es immer weiter geht.

Gute Nacht! Nun träum`süß und schlaf schön.