… versuche ich immer zu sein.
Immerhin scheint die Sonne in
diesen sorgenvollen Zeiten – das ist viel besser fürs Gemüt und bedingt eine
schnellere Heilung. Solange wir noch alle nach draußen dürfen, produzieren wir
Vitamin D, gute Stimmung und stärken Abwehrkräfte.
Joggen ist eigentlich sowieso
mein Lieblingssport, und weil die Fitnessstudios geschlossen sind, kann ich mich
auch in aller Ruhe und ohne schlechtes Gewissen sportlich ausschließlich auf
den nächsten Heldenlauf konzentrieren.
Mein kleiner Sohn hat ganz nebenbei wunderbar Fahrradfahren gelernt, auch weil wir abends jetzt mehr Zeit hatten, noch ein wenig rauszugehen und zu üben. Der 45-minütige einfache Arbeitsweg entfällt ja ersatzlos. Das sind schon 90 Minuten mehr Familienzeit täglich.
Mein Tag ist zudem so
richtig toll strukturiert! Um 6 Uhr
aufstehen, um 7 Uhr an Arbeitstagen an den Laptop, um in Ruhe arbeiten zu
können, bevor die Jungs aufwachen, so gegen 8.45 Uhr frühstücken, um 9.30 Uhr
geht´s weiter mit Berufstelefonaten, während die Sendung mit der Maus den
Kleinen und der Computer den Großen betreut. Dann müssen beide noch ein
Stündchen alleine spielen bzw. Schule machen, bevor wir so gegen 11.30 Uhr
unseren zweieinhalbstündigen Mittagspausenblock starten mit Mittagessen kochen
– es lebe der Pfannkuchen! – an die frische Luft gehen (und möglichst nicht in
die Luft), bevor um 14 Uhr der Papa übernimmt und ich noch ein paar Stündchen
ruhig arbeiten kann.
Die Technik funktioniert super! Bei Videokonferenzen kann man die Gesichter der Kollegen einwandfrei erkennen. Sie sind zwar etwas blasser, aber man freut sich trotzdem, sich zu sehen. Mittlerweile identifizieren wir uns bei Sammeltelefonaten aber auch blind an der Stimme.
Konzeptionelles Arbeiten funktioniert in Abgeschiedenheit ohnehin viel besser. Worauf man aber wirklich achten muss, ist es, genügend Pausen zu machen. Dabei helfen mir mein super strukturierter Tagesablauf von oben und die Tatsache, dass wir mehrere Zimmer haben, und ich den Laptop nach Arbeitsende quasi aus den Augen aus dem Sinn bringen kann. Der qualitativ hochwertige Kaffeevollautomat wird endlich richtig ausgelastet und noch mehr wertgeschätzt. Insgesamt arbeite ich zwar trotzdem lieber im Büro – auch wegen der persönlichen, unmittelbaren Ansprache, aber ich bin froh und dankbar, dass ich in Zeiten von Kita- und Schulschließungen von zu Hause arbeiten kann, und dass ich mir um meine wirtschaftliche Existenz keine Sorgen machen muss, wie so viele andere in diesen Tagen es leider tun müssen.
Zudem habe ich das Gefühl, dass
wir uns trotz Anwandlungen von Lagerkoller, die der ein oder andere Kollege –
mich eingeschlossen – sicher zeitweise
verspürt, bemühen, uns so gut es geht,
gegenseitig zu unterstützen und auch zu motivieren. (Fast) jeder versucht, die
Zusammenarbeit so einfach und stressfrei wie möglich zu gestalten. Das empfinde
ich als große Erleichterung!
Auch mein Großer übt sich im
selbständigen Bearbeiten von Schulaufgaben, was mal besser und mal weniger gut
gelingt. In jedem Fall wird ihn diese Phase in seiner Entwicklung wahnsinnig
nach vorne bringen. Damit meine ich gar nicht so sehr, dass er nach der
Quarantäne Schulaufgaben viel eigenständiger bewältigen können wird, sondern
vielmehr, dass er sich viel besser selbst beschäftigen, viel sensibler sowohl
seine eigenen Bedürfnisse und Stimmungen als auch die von anderen wahrnehmen,
und mit der Überzeugung, dass Krisen
temporär und überstehbar sind, ausgestattet sein wird.
Und mal ganz abgesehen, von meinem persönlichen Kosmos, ist diese Krise für Natur und Umwelt geradezu ein Segen. Jetzt, wo jeder im eigenen Land und in den eigenen vier Wänden bleiben soll, ist der CO2 Ausstoß auf eine Weise gedrosselt, wie es weder Klimakonferenzen noch Greta jemals hinbekommen hätten. Es wird quasi nicht mehr geflogen, und auf den Straßen befinden sich nur noch wenige Autos. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich im Radio die letzte Staumeldung gehört habe. Zudem ist die Produktion in den Fabriken entweder stark eingeschränkt oder steht gänzlich still, was ja irgendwie auch wieder der Ökologie zu Gute kommt, wenn auch nicht der Ökonomie
Paradoxerweise sind andererseits die Staatspräsidenten und Regierungschefs gar nicht so glücklich darüber, wenn jede Nation endlich wieder für sich allein steht und verantwortlich ist. Auch wenn das vorher großmundig gefordert und viele Stimmen damit gefangen wurden. Vielleicht ergeben sich aus dieser Ausnahmesituation ja ganz neue Chancen dafür, dass Europa und die ganze Welt wieder kooperativer zusammenrückt. Das würde ich sehr begrüßen.
Am Ende lehrt uns die Krise sogar,
uns auf das Wesentliche zu konzentrieren, lockerer und angstfreier zu werden.
Ich stelle bei mir jedenfalls schon Ansätze davon fest. Meine Familie und ich
sind gesund, wir sind froh, dass wir uns haben, und wenn nicht alle
Schulaufgaben, nicht alle Pflichten geschafft werden können, dann ist das kein
Weltuntergang, Hauptsache die Stimmung bleibt gut, fröhlich und vertrauensvoll.
Und wenn ich dann doch einmal draußen bin und mit Sicherheitsabstand auf andere
Menschen treffe, freue ich mich über einen Gruß und ein Lächeln. Ich denke, die
anderen tun es auch.
Ach ja, heute Morgen hat es
geschneit vom wolkenverhangenen Himmel. Naja, so können wir dieses Jahr
vielleicht doch noch Schlitten fahren. Immer Sonne ist ja auch langweilig …
Herzliche Grüße vom Zweckoptimisten und bleibt gesund!